BPS LilieAlles begann 1932 mit Karl August Hahne. Er war Prediger in Gelsenkirchen und von der 1908 in England entstandenen Pfadfinderbewegung so beeindruckt, dass er in seiner Gemeinde die »Baptistische Pfadfinderschaft (BP)« gründete. Er setzte Erich vom Bovert, der in der CVJM-Eichenkreuzarbeit aktiv gewesen war, als Stammesführer ein. Die Kluft bestand aus einem grünen Hemd, einem gelben Halstuch, Koppel und Schulterriemen. Schon nach zwei Jahren setzte der Nationalsozialismus den gerade erst gemachten Anfängen ein jähes Ende – per Reichsgesetz wurde die gesamte Jugendarbeit in die HJ zwangseingegliedert. Um zu verhindern, dass aus seinen Pfadfindern Hitlerjungen wurden, löste Pastor Hahne den Bund am 10. Februar 1934 selbst auf.

Im »Dritten Reich« wurde die Arbeit teilweise heimlich weitergeführt; was nicht ungefährlich war. Der »Streifendienst« der HJ kontrollierte die Gegend ständig nach sogenannten »bündischen Umtrieben«. Die BP-Pfadfinder trugen ihre Halstücher unter dem Hemd und schnürten ihren Wimpel in ein Bündel, dass sie am Wimpelspeer über der Schulter trugen. Erst der Krieg setzte der Pfadfinderarbeit ein Ende. Die Pfadfinder wurden zur Wehrmacht einberufen oder in den letzten Wochen als Hitlerjugend- »Volkssturm« noch an die Front geschickt.

Zweidrittel der Pfadfinder des Stammes »Johann-Gerhard Oncken« kehrte nicht aus dem Krieg zurück.
Nach 1945 war es wieder ein Mann aus Gelsenkirchen, der an die Tradition anknüpfte. Herbert Latza (Fahrtenname Hela) hatte die Pfadfinderarbeit als Junge bei Karl August Hahne erlebt und war heil aus dem Krieg zurückgekommen. (Er hatte die Aufgabe gehabt, an der bretonischen Küste die Invasion der Allieerten zurückzuschlagen. Zu seinem Glück erfolgte die Invasion in der Normandie). Nun wurde er beauftragt, die Jugendarbeit in der Gemeinde, die durch Flüchtlinge aus dem Osten stark angewachsen war, zu organisieren. Er gründete den Stamm »Johann Gerhard Oncken« und schloss sich den »Christlichen Pfadfindern« an, einem der drei Pfadfinderbünde, die die alliierte Militärregierung wieder erlaubt hatte.

Im Jahr 1950 wurde der Ring Deutscher Pfadfinderverbände erstmals in den Pfadfinderweltbund aufgenommen.
Hela knüpfte 1951 internationale Kontakte u.a. zu den baptistischen Pfadfindern in Dänemark, Schweden und England.

BPS Bus

Die Pfadfinderarbeit wurde als besondere Form offener Gemeindejugendarbeit bald auch in anderen Gemeinden heimisch. Die baptistischen Pfadfinder bildeten innerhalb der CP die Ringgemeinschaft Freikirchlicher Pfadfinder (RFP). Als das Gemeindejugendwerk parallel dazu die »Jungmannenarbeit« als Fortsetzung der Jungschararbeit für die Älteren gründete (die sich stark an die Pfadfinder-Konzeption anlehnte), half Hela mit Schulungen und gemeinsamen Lagern beim Aufbau. 1955 nahm eine Staffel der RFP-Pfadis am baptistischen Weltkongress in London teil. Danach waren sie zu Gast auf einem internationalen Lager in Greenwood bei London. Hela hatte dort die seltene Gelegenheit, mit Olave Baden-Powell Tee zu trinken.

1961 kam es leider zu einem unseligen Konkurrenzdenken von seiten der Jungmannen, was letztlich sowohl ihnen als auch den Baptistischen Pfadfindern schadete.

Beide verschwanden Anfang der 70er Jahre von der Bildfläche. Trotzdem war die baptistische Pfadfinderarbeit nicht »totzukriegen«.

Im Jahr 1985 entstand in Reutlingen eine sogenannte »Fahrtengruppe« aus ehemaligen Jungscharlern, die dem Jungschar-Alter entwachsen waren. Sie unternahmen Wanderfahrten nach Lappland und andere Aktivitäten.
Im Frühjahr 1986 trafen sie auf einem Fahrten-Nachtreffen in Mahlstetten auf der Schwäbischen Alb mit ebenfalls altgewordenen Jungscharlern aus Stuttgart zusammen, die ihrerseits eine »Fahrtengruppe« gegründet hatten. Man beschloss gemeinsam, aus dem Provisorium eine verbindliche Arbeit zu formen.

Nach gründlicher Beratung der Gruppenleiter Niels Rusch (Reutlingen) und Kai S. Dorra (Stuttgart) wurde im März die Baptistische Pfadfinderschaft (BPS) gegründet.

Ironie der Geschichte: zu diesem Zeitpunkt war beiden nicht bekannt, dass es schon einmal eine solche Arbeit mit genau demselben Namen gegeben hatte. Im gleichen Jahr übernahm die BPS den technischen Dienst auf dem Bundesjungscharlager.

Durch die Vermittlung von Hartmut Ast, dem damaligen Referent für Jungschararbeit im GJW, kam es zu Kontakten zu den baptistischen Pfadfindern in Norwegen. 1987 wurde eine 15-köpfige Abordnung der BPS zum nordischen Baptistenpfadfinderlager auf die norwegische Insel Tromoy eingeladen. An dem Lager nahmen 1500 baptistische Pfadfinder aus Norwegen, Schweden, Dänemark und Finnland teil.

Die internationalen Kontakte bereicherten die Pfadfinderarbeit der BPS. Auch in der Folgezeit kam es zu weiteren internationalen Lagern. So waren 1988 schwedische und dänische Pfadfinder zu Gast beim Sommerlager auf der Schwäbischen Alb. Das erste Bundesthing fand am 21. und 22. November 1987 in Lichtenstein statt. Der Grundstein für die Konzeption der BPS wurde gelegt. 1988 kam es zu Kontakten mit den Altpfadfindern des Stammes »Johann Gerhard Oncken«. Einer der Pfadfinder hatte den BPSInfostand auf der Vereinigungskonferenz in Baden-Württemberg gesehen.Im darauf folgenden Winter lernten die BPS-Mitarbeiter auch den sehr erfreuten Herbert Latza kennen, der die »Baptistische Pfadfinderschaft (BPS)« bis zu seinem Tod tatkräftig unterstützte. Die erste Sippenführerschulung der BPS gab es im Oktober/November 1989. Heute ist die BPS Projektgruppe im Gemeindejugendwerk.Außerdem ist sie auch die Pfadfinderarbeit des Bundes Freier evangelischer Gemeinden.

Inzwischen finden jährlich eine Führerfahrt und ein Bundes-Hajk statt, zusätzlich zu den Stammeslagern und -Fahrten, den Pfadfindertagen und -Festen, evangelistischen und umweltschützenden Einsätzen usw.

Alle drei Jahre trifft sich die ganze BPS auf einem Bundeslager, auf dem während des großen Spiels die beste BPS-Sippe Deutschlands herausgefunden wird.

(Quelle: Schlaues Buch I – alles für die Bronze-Lilie)